Besondere Diagnosen

Hier haben wir beispielhaft einige Fälle aus unserer täglichen Diagnostik zusammengestellt, die durch ihre Besonderheit auffallen.


Fall #21

Klinik/Material:
74 Jahre alte Patientin/fraktionierte Biopsien aus dem Kolon.

Histopathologischer Befund:
In allen Fraktionen des Kolons eine fokal erosiv-ulzeröse Entzündung () mit reaktiv gesteigerter Schleimhautregeneration. Zusätzlich im oberflächlichen entzündlichen Schorf globuläre eosinophile Gebilde () mit Erythrozytenphagozytose, PAS-positiv, in einer immunhistochemischen Reaktion mit einem Antikörper gegen CD68 negativ.

Diagnose (hier klicken):

Amöbenkolitis.


Fall #20

Klinik/Material:
64 Jahre alte Patientin/Atypisches Lungenresektat (6,5 x 3,0 x 2,9 cm) zur Schnellschnittuntersuchung bei V.a. Bronchialkarzinom. Darin ein max. 1,7 cm messender tumoröser weißlicher Knoten, makroskopisch in sano exzidiert.

Histopathologischer Befund:
Der Knoten polygonal konturiert, bestehend aus gyriertem, teils feinfibrillärem hyalinen Material () mit angrenzender lymphohistiozytärer, selten riesenzelliger Entzündung und Fibrose. Kein Nachweis einer Neoplasie. In der Elastika-v. Gieson-Färbung eine leichte Gelbfärbung (), in der Kongorot-Färbung das Material variabel reaktiv () und charakteristisch polarisationsoptisch grün refraktil ().
Immunhistochemisch keine monoklonale Plasmazellpopulation.

Diagnose (hier klicken):

Solitärer Amyloidtumor der Lunge.


Fall #19

Klinik/Material:
90 Jahre alte Patientin, Hauttumor von der Wange, v.a. Basalzellkarzinom/Hautspindel (1,8 x 0,8 x 0,4 cm) mit einer flachen knotigen, oberflächlich aufgerauten Erhebung (0,8 cm).

Histopathologischer Befund:
Haut mit massiver aktinischer Elastose und Keratose, zentral akanthotisch-papillomatös verbreiterter Epidermis mit leichten basalen Kernatypien. Bei Akantholyse und teils fließenden, teils abrupten Übergängen zu den Keratinozyten eine fraglich heterotope intraepidermale Zellpopulation () mit hoher mitotischer Aktivität und fokaler pagetoider Ausschleusung (). Immunhistochemisch die Reaktionen für p63 in diesen Zellen negativ () bei Positivität der Keratinozyten, ebenso negativ für Panmelanoma und S100-Protein. Die Reaktionen für CK20, Chromogranin und Synaptophysin positiv ().

Diagnose (hier klicken):

Intraepidermales Merkelzell-Karzinom.


Fall #18

Klinik/Material:
27 Jahre alte Patientin mit einer interradikulären, in der Bildgebung als Zyste imponierenden Aufhellung des Unterkiefers mit Wurzelverdrängung, intraoperativ mit bröckeligem Inhalt/Zusammen 2,0 cm messende Gewebspartikelchen.

Histopathologischer Befund:
Gleichmäßig zellreiches Stromaproliferat ohne Zonierung () mit ovalär-spindeligen monomorphen Kernen und zahlreichen Zement-artigen bzw. Psammom-ähnlichen Korpuskeln (P). Osteoidbildung ohne Verzweigungen. Randlich kein originärer Knochen.

Diagnose (hier klicken):

Juvenile psammomatoide Variante eines ossifizierenden Fibroms der Mandibula.


Fall #17

Klinik/Material:
69 Jahre alte Patientin mit einem Hauttumor der Schulter/Exzidat einer Hautspindel (1,5 x 1,4 x 0,7 cm) mit einem grau-bräunlichen Hautknoten (1,3 cm).

Histopathologischer Befund:
Hautexzidat mit knotiger, teils gelappter Infiltration solide-mikronodulärer Formationen mit fokaler Palisadenstellung der Kerne, Retraktionsartefakten, höhergradiger Kernpleomorphie und immer wieder Mitosen (B). Zudem Tumorabschnitte mit deutlicherer trichofollikulärer Differenzierung und umgebender zellreicher Stromakomponente (T).

Diagnose (hier klicken):

Kollisionstumor der Haut aus einem Basalzellkarzinom (B) und einem Trichoblastom (T).


Juli 2016

Klinik/Material:
28 Jahre alter Patient mit kaltem Strumaknoten/Zur Schnellschnittuntersuchung ein Hemithyreoidektomiepräparat (3,7 x 3,1 x 1,2cm; 13 g) mit einem solitären rötlich-bräunlichen Knoten (0,8 cm).

Histopathologischer Befund:
Der Knoten scharf begrenzt mit trabekulärer Textur, Lagerung in angedeuteten Zellballen () mit hyalinem Interstitium und prominenten Kernen. Immunhistochemisch exprimieren die Zellen TTF-1, Thyreoglobulin und typischerweise zirkulär membranös Ki67 ohne Nachweis von Calcitonin oder Chromogranin.

Diagnose (hier klicken):

Hyalinisierender trabekulärer Tumor der Schilddrüse.


Fall #16

Klinik/Material:
52 Jahre alte Patientin mit kaltem Schilddrüsenknoten und primärem Hyperparathyreoidismus/Strumaresektat (4,8 x 3,9 x 2,3 cm, 21 g) mit einem solitären, max. 4,3 cm messenden hellbraunen Knoten.

Histopathologischer Befund:
Scharf begrenzter Knoten () aus Trabekeln heller Zellen, an Schilddrüsenparenchym angrenzend (SD). Die hellen Zellen ohne Atypien mit kleinen Kernen ohne prominente Nukleolen oder Mitosen. Immunhistochemisch die Reaktionen für TTF-1 und Thyreoglobulin im Knoten negativ, im benachbarten Schilddrüsengewebe positiv bei Expression von Chromogranin und Parathormon. Dabei an den Knotenrändern Residuen präexistenten Epithelkörperchenparenchyms (EK).

Diagnose (hier klicken):

Knotige Hyperplasie wasserheller Zellen des Epithelkörperchens.


Fall #15

Klinik/Material:
31 Jahre alter Patient mit beidseitigen axillären Hautveränderungen/Hautexzidate (max. 4,8 x 2,3 x 1,8 cm) jeweils mit trichterförmigen Einziehungen, auf der Schnittfläche Erweichungsherden, Indurationen und angedeuteter Gangbildung.

Histopathologischer Befund:
Haut-Unterhautexzidate mit teils ausgedehnteren Einschmelzungsherden, gemischtzellig-entzündlichen Infiltraten und zellreicher Fibrose bis in die Subkutis. Angedeutet unterminierende Gangbildung mit squamöser Epithelauskleidung (). Zudem immer wieder im Entzündungsbereich v.a. in ektatischen Lymphgefäßspalten eine lymphoide aktivierte Zellpopulation (). Diese immunhistochemisch als CD3-positive T-Zellpopulation charakterisierbar mit Koexpression von CD30, erhöhter proliferativer Aktivität und Apoptosefrequenz ohne zytotoxischen Phänotyp, sonst lockeren B-lymphozytären Infiltraten (CD20-positiv).

Diagnose (hier klicken):

Acne inversa. Zusätzlich eine sog. benigne atypische intravaskuläre CD30-positive T-Zell-Proliferation (Erstbeschreibung Baum C et al., 2009).


Fall #14

Klinik/Material:
67 Jahre alte Patientin mit unklarem Ovarialtumor/Adnexektomiepräparat (7,2 x 5,0 x 4,3 cm) einschließlich unauffälliger Tube, das Ovar aufgetrieben mit einem max. 4,4cm messenden Knoten mit mikrozystischen Abschnitten.

Histopathologischer Befund:
Bei randlich erhaltenem ovariellem Stromasaum (O) das Ovar weitgehend von Schilddrüsengewebe eingenommen (T). Der knotige Abschnitt meist follikulär strukturiert, selten mit Papillen (), dabei mit atypischen, einander überlappenden, entrundeten, gekerbten und teils aufgehellten Kernen.

Diagnose (hier klicken):

Monodermales Teratom des Ovars unter dem Bild einer Struma ovarii; darin entwickelt ein max. 4,4 cm messendes, meist follikulär wachsendes papilläres Schilddrüsenkarzinom.


Fall #13

Klinik/Material:
86 Jahre alte Patientin mit einer Pankreasraumforderung/PE (fraktioniert 1,6 cm lange Stanzzylinderbröckel).

Histopathologischer Befund:
Infiltrate einer plump-spindeligen bis epitheloiden, mäßig pleomorphen Neoplasie mit reichlich auch atypischen Mitosen () und zahlreichen eingestreuten Riesenzellen osteoklastären Typs (RZ), sowie Blutungsresiduen. Immunhistochemisch Vimentin in allen Zellen positiv, Pankeratin z.T. in den mononukleären Zellen positiv, CD 68 vorherrschend in den Riesenzellen nachweisbar, Ki 67-Index hoch (tripolare Mitose ).

Diagnose (hier klicken):

Undifferenziertes Karzinom des Pankreas mit osteoklastären Riesenzellen.


Fall #12

Klinik/Material:
78 Jahre alter Patient mit CT-morphologischem V.a. Gallenblasenkarzinom/ Cholezystektomiepräparat (Länge 3,5 cm, Umfang 3 cm) mit knotiger grau-gelblicher Induration (2,2 cm) im Fundus, dabei freier Perforation und unscharfer Grenze zum benachbarten Fettgewebe, sowie zum anhängenden Leberparenchym.

Histopathologischer Befund:
Stauungsgallenblase mit mäßiger chronischer Cholezystitis mit Fibrose, im Fundus mit Rokitansky-Aschoff-Sinus, hier mit perforierender () histiozytenreicher Entzündung ().

Diagnose (hier klicken):

Xanthogranulomatöse Cholezystitis.
Kein Anhalt für eine Neoplasie oder für Malignität.


Fall #11

Klinik/Material:
82 Jahre alte Patientin mit V.a. Lichen sclerosus et atrophicans der Vulva/Zahlreiche, zusammengelegt 0,6 cm messende Partikel.

Histopathologischer Befund:
Im oberflächlichen squamösen Epithel, insbesondere basal und suprabasal mit transepithelialer disseminierter Ausschleusung deutlich pleomorphe, atypische Zellen in Nestern, nach apikal vereinzelt (). Fokale Akantholyse. Im angrenzenden Stroma ein mäßig dichtes lymphozytäres Infiltrat. Immunhistochemisch exprimieren die atypischen Zellen CK 7 () und GATA 3, nicht jedoch CK 5/14 (), CK 20 oder S100-Protein ().

Diagnose (hier klicken):

M. Paget der Vulva. Klinischerseits abzuklären ist vorrangig ein primäres Urothelkarzinom, ein Adenokarzinom der Zervix oder der Hautanhangsgebilde.


Fall #10

Klinik/Material:
73 Jahre alt gewordener Patient mit unklarem Tumor der Bauchdecke/Mehrere, zusammengelegt 13 cm messende Weichgewebsstücke.

Histopathologischer Befund:
Fettbindegewebe mit hyalinen scholligen Faserbändern () und geringer lymphohistiozytärer Entzündung. In der Elastika-van Gieson-Färbung diese Bänder schwach reaktiv (). In einer Kongorotfärbung eine kräftige Darstellbarkeit, entsprechend polarisationsoptisch mit Grünfluoreszenz ().

Diagnose (hier klicken):

Amyloidtumor der Bauchdecke (Typisierung steht aus).


Fall #09

Klinik/Material:
63-jähriger Patient mit einem Polypen im Kardiabereich (1,6 cm)/PE.

Histopathologischer Befund:
Zwischen ortsständigen Foveolae (F) solide Tumorzellnester () mit mäßiger Kernpleomorphie und Nukleolen. Immunhistochemische Expression von Chromogranin () und anderen neuroendokrinen Markern bei einer nukleären Proliferationsfraktion (Ki 67) von 30% (). Gastritisstatus der übrigen Magenschleimhaut nicht bekannt.

Diagnose (hier klicken):

Neuroendokriner Tumor (NET) des Magens G3 (nach WHO, Ki 67 30%), möglicherweise sporadisch (Typ III).


Fall #08

Klinik/Material:
74-jährige Patientin, Postmenopausenblutung/Fraktionierte Abrasio, Korpusfraktion mit polypösen Anteilen.

Histopathologischer Befund:
Altersentsprechend atrophisches Endometrium und ein Polyp (P) überwiegend mit Zeichen der einfachen Hyperplasie. Darin in einem Areal von 1,4 cm etwas größere Glandulae () mit pseudostratifiziertem, teils mikropapillärem, hochgradig pleomorphem Epithel mit prominenten Nukleolen und zahlreichen Mitosen (). Dazwischen gelegen Drüsen mit regelhaftem endometrialen Epithel (E). Gleichartig atypisches Epithel auch an der Oberfläche. Kein infiltratives Wachstum.

Diagnose (hier klicken):

Seröses intraepitheliales Karzinom des Endometriums.


Fall #07

Klinik/Material:
44-jähriger Patient/Parotisresektat links mit einem max. 1,6 cm messenden Tumorknoten.

Histopathologischer Befund:
Auf die Parotis (P) beschränkt eine polygonal infiltrativ wachsende Neoplasie (★) solide-mikrozystischen, teils pseudoglandulären Baumusters aus leicht pleomorphen Tumorzellen mit eosinophilem, teils wabig-vakuolärem Zytoplasma, kleinen Nukleolen, selten Mitosen und PAS-positivem luminalen Sekret ().

Diagnose (hier klicken):

Mamma-analoges sekretorisches Karzinom (MASK) der Parotis, Erstpublikation 2010 (A. Skálová et al.).


Fall #06

Klinik/Material:
46-jährige Patientin/Adnexektomie wg. Ovarialzyste. Im Bereich der Tube ein 1,3 cm messender weißlicher Knoten.

Histopathologischer Befund:
Vergröbertes retikuläres Relief der Tubenschleimhaut (T) mit Verlagerung der Lichtung (L) durch einen Tumorknoten () aus tubulär-mikrozystischen Formationen leicht anisomorpher, kubischer bis abgeflachter Zellen ohne desmoplastische Stromareaktion. In den Lumina kein Schleim, im Unterschied zu den Gefäßen (G) kein Blut.
Immunhistochemisch der Tumor reaktiv für Calretinin, in der Gegenfärbung für CD 34 hingegen nur die Gefäße darstellbar, das Tubenepithel jeweils negativ.

Diagnose (hier klicken):

Adenomatoidtumor der Tube.


Fall #05

Klinik/Material:
80-jährige Patientin/Splenektomiepräparat bei Splenomegalie (Organgewicht 680 g). Schnittfläche mit multiplen dunkelbraunen Herden (bis 1,2 cm).

Histopathologischer Befund:
Milzparenchym mit abruptem Übergang in eine vasoformative Neoplasie, darin bis zu deutliche Kerpleomorphie und gelegentlich Mitosen.

Diagnose (hier klicken):

Angiosarkom der Milz.


Fall #04

Klinik/Material:
30-jähriger Patient/Schnellschnitt Struma (83 g), weitgehend von einem 7,3 cm großen Knoten eingenommen.

Histopathologischer Befund:
Gekapselter, in sich heterogener, teils insulär-trabekulärer, partiell oxyphiler Knoten mit deutlichen Atypien, fokalen Nekrosen (N), erhöhter (> 3/10 HPF) Mitosefrequenz () ohne Kernkriterien eines papillären Karzinoms (Turin-Kriterien erfüllt). Nach exzessiver Gewebseinbettung kein kapselüberschreitendes oder gefäßinvasives Wachstum.

Diagnose (hier klicken):

Gekapseltes, gering differenziertes Schilddrüsenkarzinom (pT3 R0 nach TNM-Klassifikation).


Fall #03

Klinik/Material:
46-jährige Patientin/PE Mamma (2,3 cm lange Stanzzylinder).

Histopathologischer Befund:
Mammaparenchyminfiltrate eines teils drüsig-cribriform wachsenden, mäßig pleomorphen Karzinoms mit niedriger mitotischer Aktivität. Zusätzlich tumorassoziiert Riesenzellen (R) osteoklastären Typs. Immunhistochemisch das Karzinom hoch Östrogenrezeptor-positiv, die Riesenzellen negativ.

Diagnose (hier klicken):

Invasives Mammakarzinom NST, Grad 1 nach Elston & Ellis, mit osteoklastären Riesenzellen.


Fall #02

Klinik/Material:
44-jährige Patientin/Enukleat eines Tumorknotens (4,7 cm und Teilstücke) aus dem Uterus.

Histopathologischer Befund:
Leimyomatöse Neoplasie ohne Nekrosen, erhöhte Mitosefrequenz oder Atypien. Darin entwickelt ein diffuses, teils perivaskulär akzentuiertes lymphoides Zellinfiltrat, das sich immunhistochemisch als nodulär B-lymphozytär (CD20) und diffus T-lymphozytär (CD3) charakterisieren lässt. Immunhistochemischer weiterer Ausschluß eines Non Hodgkin-Lymphoms.

Diagnose (hier klicken):

Leiomyom des Uterus mit massiver lymphoider Infiltration.


Fall #01

Klinik/Material:
78-jährige Patientin, unklares Abdomen/Kolonsegmentresektat (32 cm).

Histopathologischer Befund:
Im Bereich intramuraler Venolen und Venen (V), nicht jedoch Arterien (A) eine ausgeprägte lymphohistiozytäre, teils epitheloidzellig-granulomatöse Entzündung (Phlebitis) mit Riesenzellen und leicht stenosierender Intimaproliferation. Geringe Ischämiezeichen an der Kolonschleimhaut.

Diagnose (hier klicken):

Enterokolische Phlebitis. Es handelt sich um eine auf den Darm beschränkte venöse Vaskulitis, für die eine Assoziation mit Rutosid-haltigen Präparaten bei Venenleiden (Weinrautenkraut, Weißdorn) in der Literatur beschrieben ist.